Ich bin mittlerweile seit über 2 Jahren mit der Nikon Z6ii unterwegs und in der Zeit sind ihr einige Objektive zur Seite gestellt worden. Fotografiert habe ich damit auf den windigen Färöer, an feinen Sandstränden der Kanaren und auch in stressigen Situationen wie Hochzeiten. Mittlerweile würde ich behaupten ich kann die Kamera ganz gut und ausführlich bewerten. Eins vornweg: Im Stich gelassen hat sie mich nie.
Erst kürzlich warf Nikon die Zf auf den Markt und davor die Z8 und Z9. Alle 3 Kameras sind technisch im Autofokus und Video überlegen, haben für mich aber Deal-Breaker. Die Z9 ist ein Panzer - zu groß und zu schwer. Die Z8 ist zwar nur noch ein Panzerchen, doch immer noch zu groß und zu schwer, hat dazu aber eine sehr schwache Akkuausdauer (das bedeutet Ersatzakkus schleppen). Das Bedienkonzept der Zf ist meiner Meinung nach nicht durchgängig gelungen (PASM und zu wenig Retroobjektive) und es ist so eine halbrecycelte Kamera. Das nur am Rande und jetzt zu all den vielen positiven Punkten der Z6ii. Meine Kritikpunkte findet ihr ganz unten.
Body - Sucher/Display - Akkulaufzeit
Das Bedienkonzept und der Kamerabody bilden eine Einheit. Alles ist intuitiv und das Gewicht (ca. 700g) genau an der Grenze für mich. Der Sucher ist hell und die Auflösung optimal. Auch mit dem Display lässt sich gut arbeiten, wobei ich eher Klappschwenk-Fan bin.
Der Akku hält lange genug. Es kommt sehr darauf an wie man die Kamera nutzt. Bei einer Hochzeit kann man mit 2000 Bildern pro Akku rechnen. Das finde ich für eine spiegellose Kamera mehr als in Ordnung.
Bildstabilisierung
Das Thema kann man recht schnell abhaken. Für mich ist der Stabilisator ausreichend gut. In Kombination mit stabilisierten Tele-Objektiven sind mir z.B. bei 200mm bei 1/10 Sekunde reproduzierbar scharfe Aufnahmen gelungen. Mit einer ruhigen Hand sind auch längere Belichtungszeiten möglich. Werte wie bei Olympus darf man aber nicht erwarten.
Autofokus
Kontroverses Thema. Für 98% meiner Fotografie reicht der Autofokus vollkommen. So lange man weiß welcher Modus in der jeweiligen Situation der Beste ist, landet man bei einer hohen Trefferquote.
Ich habe damit Vögel im Flug fotografiert, ein Hundeschlittenrennen, Hochzeiten und und und. Schwierig wird es sobald der Kontrast zwischen Motiv und Hintergrund zu gering ist. Auch sehr schnelle unvorhersehbare Bewegungen sind nicht einfach für die Kamera.
Man muss sich definitiv damit beschäftigen und allgemeine Skills als Fotograf wie eine gute Antizipation sind hier und da wichtig.
Der Augenautofokus beim Menschen trifft sehr häufig perfekt, aber ab und zu auch nur die Wimpern. Da ich selten mit enorm niedriger Schärfentiefe fotografiere, fällt mir das Problem nur selten auf.
Mehr zum Thema gibt es unten bei den Kritikpunkten.
Der Autofokus ist bei anderen Kameras besser, allein die Z8 soll ein Quantensprung sein. Natürlich schiele auch ich ab und zu auf diese Modelle. Allein zur Tieraugenerkennung würde ich nicht nein sagen. Aber jedes Mal, wenn ich nach einer Fotosession nach Hause komme, die Speicherkarte an den Computer anschließe und die Bilder sichte, bin ich so zufrieden mit der Bildqualität, dass ich alle berechtigte Kritik an der Kamera vergesse.
Zum Dynamikumfang und Rauschverhalten kann man den besten Satz überhaupt sagen: sie spielen keine Rolle. Man kann einfach fotografieren und muss sich darüber überhaupt keine Gedanken machen und das ist schon sehr angenehm. Bei einer Hochzeit war ich auf ISO 51200. Das Bild war absolut benutzbar.
Farben sind ein weiterer wichtiger Aspekt der Bildqualität für mich. Dazu eine Geschichte: Wir waren im Mai 2022 auf den Färöer Inseln und ich wollte unbedingt die Papageientaucher fotografieren. Es sollte nichts schief gehen, auch die Speicherkarte sollte nicht plötzlich voll sein. Also habe ich RAW ohne zusätzliches JPEG eingestellt. Am Abend habe ich mehrere hundert Bilder auf mein iPad geladen und in Lightroom angeschaut und die RAWs waren so gut, dass ich gar nicht wusste was ich noch bearbeiten soll. Klar gibt es ein paar Fotos bei denen man am Ende das Maximum rausholen möchte. Aber für die meisten hätte ein JPEG gereicht. Das hätte mir einiges an Arbeit gespart. Was der Sensor der Kamera und die quasi perfekten Objektive von Nikon an Qualität herausholen, ist immer wieder beeindruckend.
Probleme die teilweise erst nach längerer Benutzung auffallen:
Interessanterweise haben die meisten Kritikpunkte mit dem Autofokus zu tun und das obwohl ich eher selten einen krassen Fehlfokus habe. Aber trotzdem weiß ich auch weil ich die Z9 nutzen durfte, dass es Nikon besser kann.
Das führt mich auch zum ersten Punkt:
Keiner dieser Punkte ist für mich ein No-Go. Aber jeder Mensch hat andere Präferenzen und vielleicht ist das für den ein oder anderen Leser ein Dealbreaker dabei.
Fazit: Ich bin immer noch voll zufrieden mit der Z6ii und auch mit der Entscheidung für das Z-System. Falls ihr euch überlegt eine Nikon (egal welche) zu kaufen, dann empfehle ich: leiht euch die Kamera vorher und probiert es aus. Aber seid euch bewusst, dass ihr vielleicht einiges an Geld ausgeben werdet ;)